Erziehungstipps für (fast) jede Schwierigkeit
Ob es Probleme mit dem Alleinebleiben gibt, der Hund jagdlich übermotiviert ist, oder nicht das tut, was wir von ihm erwarten. Auf dieser Seite geben wir Euch Tipps und unsere Erfahrungswerte an euch weiter, wie so manche Schwierigkeit schnell und einfach aus der Welt zu schaffen ist. Einen guten Hundetrainer ersetzen wir dadurch natürlich nicht, wir wollen Euch nur unterstützend unter die Arme greifen.
Binsenweisheiten in der Hundeerziehung
- Hunde die mit dem Schwanz wedeln sind freundlich. FALSCH
Hunde wedeln aus allen möglichen Gründen mit dem Schwanz, es ist ein Zeichen der Erregung. Um den tatsächlichen Gemütszustand des Hundes zu erkennen muss immer die gesamte Körpersprache beachtet werden.
- Bei Aggressionen unter Hunden hilft immer eine Kastration. FALSCH
Eine Kastration ist nur dann hilfreich, wenn die Aggressionen auch wirklich hormonell bedingt sind, ansonsten ändert sich nichts am Verhalten.Ob eine Kastration sinnvoll ist kann man anhand einer sogenannten chemischen Kastration testen.Hierbei wird ein Langzeitdepot an Hormonen gespritzt, welches die selben Auswirkungen auf den Hormonhaushalt hat wie eine Kastration. Ändert sich unter Einwirkung des Mittels das aggressive Verhalten ist eine Kastration sinnvoll.
- Wenn mein Hund knurrt muss ich ihn dafür bestrafen da er Aggressionen zeigt. FALSCH
Knurren gehört zu den ganz normalen Verhaltensweisen eines Hundes und zeigt an, dass ihm in dieser bestimmten Situation etwas unangenehm ist oder er sich bedroht fühlt. Auch beim Bedrängen oder bei der Verteidigung von Ressourcen (z.B. Futter oder Spielzeug) warnen Hunde durch knurren.Verbieten man seinem Hund nun dieses Warnsignal erreicht man nur, dass dieser in solchen Situationen nicht mehr warnt sondern gleich heftiger (mit Schnappen oder Beissen) reagiert.Besser ist es, die Situation zu entschärfen in dem man das Bedrohliche oder Beängstigende entfernt, Kinder z.B. den Hund in Ruhe lassen und eine größere Distanz geschaffen wird.
- Mein Hund muss sich alles von mir wegnehmen lassen. FALSCH
Ein Beispiel aus dem Leben: Sie sitzen im Restaurant, der Kellner bringt Ihnen den Teller, stellt ihn ab - und in dem Moment als Sie zugreifen wollen zieht er ihn wieder weg. Das ganze wiederholt sich mehrere Male, Ihre Reaktion können Sie sich sicher selbst vorstellen...Genauso geht es unsere Vierbeinern - erst bekommen sie von "ihrem" Zweibeiner etwas Tolles, dann wird es ihnen gleich wieder weggenommen, das ist absolut unverständlich und führt (verständlicherweise) zu Aggressionen.Sicherlich ist es hilfreich, wenn man seinem Hund etwas wegnehmen kann, doch anstelle den sinnlosen "Geben-Wegnehmen-Spiels" sollte man seinen Hund lieber an Tauschgeschäfte gewöhnen - man bietet ihm einfach etwas anderes, gleichwertiges als Tauschobjekt an.
- Hilfe-ich habe einen dominanten Hund! FALSCH
DEN dominanten Hund gibt es nicht - Hunde sind sozial lebende Tiere und reagieren immer Situationsentsprechend. Dominanz an sich setzt immer voraus, dass ein Lebewesen über ein anderes Lebewesen in einer bestimmten Situation und in einem bestimmten Zusammenhang dominant ist und dieses auch akzeptiert wird. Wenn Hunde in unseren Augen "dominant" reagieren sind es oftmals einfach antrainierte Verhaltensweisen: Sie haben gelernt, dass entsprechendes Verhalten (z.B. Knurren, Schnappen, im Weg stehen) zum Erfolg führt. In vielen Situationen geben wir unseren Hunden auch keine deutlichen Signale, so dass sie meist gar nicht wissen, was wir eigentlich von ihnen verlangen.
- Mein Hund macht aus Trotz Sachen kaputt. FALSCH
Das Zerstören von Gegenständen (meist beim Alleinbleiben) geschieht oftmals aus Trennungsangst oder Langeweile, niemals jedoch aus Trotz oder Rache (so etwas empfinden Hunde nicht). Um dem Vorzubeugen ist eine langsame Gewöhnung ans Alleinbleiben und eine entsprechende Auslastung wichtig. Dabei muss bedacht werden, dass Alleinbleiben gerade bei jungen Hunden und Welpen Todesangst auslöst, ein Welpe wird in der Natur nie vom Rudel verstoßen (etwas anderes ist das Alleinlassen aus Hundesicht nicht). Gute Hilfe bietet hier auch ein sehr gut durchgeführtes Boxentraining (allerdings nicht zum "Wegsperren" sondern als Rückzugsmöglichkeit für den Hund) und Kauartikel oder Spielzeug gegen die Langeweile.
Angst beim Hund - wie gehe ich damit um
Angst ist eine Emotion, die überlebenswichtig ist. Sie schützt davor, sich in gefährliche Situationen zu bringen. Das ist sinnvoll. Angst kann aber auch über das Ziel hinaus schießen und das Leben sehr einschränken. Angst verändert die Wahrnehmung, sie beeinflusst das Hormonsystem, sie erzeugt Stress. Das sollte niemals ein Dauerzustand sein. Dann ist es notwendig die Angststörung zu therapieren, um eine gute Lebensqualität wieder her zu stellen. Das ist soweit einleuchtend und eigentlich auch jedem klar.
Warum aber wird dann Angst bei Hunden aus dem Tierschutz so oft als unabänderlich gesehen? Natürlich gibt es schwerst traumatisierte Hunde, die häufig nicht ohne Therapie in ein angstfreies Leben zurück finden, ggf medikamentös behandelt werden müssen und in die Hand eines erfahrenen Therapeuten gehören. Die sind aber die Ausnahme!
Ein ängstlicher Hund ist oftmals bequem für den Halter. Er ist nicht selbständig, wird nichts Überraschendes tun. Und als Halter glaubt man zudem, eine arme geschundene Seele bei sich aufgenommen zu haben und Gutes zu tun. Das ist ja zunächst auch richtig. Nur sollte man dann schnell beginnen, die Angst beim Hund abzubauen für ein entspanntes und gesundes gemeinsames Leben. Alles andere wäre unfair dem Hund gegenüber.
Häufig wird gelehrt, Angst solle ignoriert werden. Das ist völlig richtig - und das ist völlig falsch. Unsinnige Angst zu ignorieren signalisiert dem Hund, dass ich mir sicher bin, dass keine Gefahr besteht. Das macht Sinn, solange der Hund noch nicht völlig überwältigt ist von seiner Angst. Trotzdem signalisiere ich dem Hund, dass ich für ihn da bin und beobachte gut, ob er es schafft mit seiner Unsicherheit klar zu kommen. Wenn er noch wahrnehmen kann, was um ihn herum passiert und er eine gute Bindung zum Halter hat, dann wird er sich am Halter orientieren und die Angst wird nachlassen.
Das sieht anders aus, wenn der Hund völlig panisch wird. Dann hilft Ignorieren ganz sicher nicht und lässt den Hund eher im Gefühl, dass er allein ist und ich mich nicht darum kümmere, was aus ihm wird. Hier muss ich meinem Hund helfen! Ich muss ihn aus der Situation schnell aber souverän herausholen. So kann er lernen, dass auf mich Verlass ist. Ich muss mir überlegen, was die Panik ausgelöst hat und wie ich zukünftig daran üben kann.
Es gibt keine pauschale Lösung zum Umgang mit Angst, aber das grobe Gerüst beim Umgang mit Angst ist dennoch nicht schwierig umzusetzen.
Angst verstärkt sich, wenn ich ihr nachgebe. Sie wird abgebaut, wenn ich mich ihr stelle. Also muss ich die angstauslösende Situationen ganz gezielt suchen und dort zusammen mit dem Hund üben. Der Hund muss die Chance bekommen, sich mit der Angst auseinander zusetzen.
Bei der Behandlung von phobischen Störungen beim Menschen setzt man den Patienten immer genau soviel Angst aus, wie er gerade noch ertragen kann. Dann wartet man, bis die Angst nachlässt und hat so oftmals schnell ein gutes Erfolgserlebnis: Die eigene Angst zu überwinden macht stark.
Die Theorie ist soweit klar, aber wie geht das jetzt praktisch vor sich? Niemals würde ich mein vor Angst schreiendes Kleinkind am Kragen in eine Straßenbahn zerren und es dort weinend und zitternd am Boden liegend ignorieren, sondern ich würde mich doch eher in sicherem Abstand an der Straßenecke hinhocken und dem Kind erklären: "Schau mal, die Straßenbahn fährt auf Schienen. Die kannst du auf der Straße sehen. Von diesen Schienen kann sie gar nicht runter. Deshalb musst du auch keine Angst haben. Wenn du magst, dann gehen wir jetzt mal dichter ran und gucken uns das genauer an." Und so weiter, Schritt für Schritt. Bis mein Kind irgendwann zwar noch skeptisch, aber nicht mehr panisch mit mir in die Bahn steigt.
Nur kann ich mit dem Hund ja nicht reden...wie funktioniert das hier? Auf den Hund übertragen hieße das, ich gehe mit meinem Angsthasen ganz gezielt an einem frühen Sonntag morgen, wenn sonst wenig los ist Richtung Haltestelle, nehme mir ein Buch mit und setze mich gemütlich genau dort hin, wo mein Hund noch in der Lage ist, sich an mir zu orientieren. Und da bleibe ich dann, am besten schützend zwischen dem Hund und der Bahn.
Habe ich mich verschätzt und der Hund gerät dennoch in Panik, dann spende ich Trost, aber ich bemitleide nicht! Ich verlasse mit ihm die Situation und übe mit etwas mehr Abstand.
Lässt die Angst dann nach und der Hund kann vielleicht sogar ein Leckerchen nehmen, während eine Bahn einfährt, dann gehe ich gemütlich wieder nach Hause und freue mich über den Erfolg.
Nicht mehr wollen bei diesem ersten Schritt! Wenn ich jetzt noch dichter ran gehe, dann ist das kontraproduktiv. Der Hund hält mir zuliebe etwas für ihn Gruseliges aus und wird mit noch mehr Grusel dafür bestraft - geht gar nicht! Also einfach gemeinsam drüber freuen und nach Hause gehen. Und dann frühestens am nächsten Tag den nächsten Schritt gehen.
So kann ich als Hundehalter ganz gezielt einen Hund mit Ängsten in ein normales Hundeleben führen. Und ich kann dafür sorgen, dass der Hund mir zutraut, schwierige Situationen zu lösen, sich also auf mich verlässt und weiß, dass ich Angstauslöser einschätzen und handhaben kann. Ich ermögliche meinem Hund damit, bei beängstigenden Dingen neue Lösungsansätze zu finden, sich an meinem Verhalten zu orientieren, neugierig zu werden und sich nicht mehr in der Angst zu verlieren.
Und das haben aus meiner Sicht alle Hunde, ganz besonders die aus dem Tierschutz, verdient.
© Dr. Britta Schumann für A.S.P.A. friends e.V.
Vorbereiten auf das Alleinebleiben
Idealerweise lässt man den Hund zum ersten Mal für ein Paar Minuten alleine, wenn er gerade ausgetobt ist, sich gelöst hat und gefüttert ist. Denn dann ist der Hund psychisch und physisch ausgeglichen.
Kommt man zurück in den Raum, sollte man den Hund nicht begrüßen, sondern die Alltagsarbeiten weiter fortsetzen.
Das Wegehen muss ein ganz normaler Vorgang sein. Man sollte seinem Hund auch nicht erlauben, dass er einen in jeden Raum ständig begleiten kann. Reagieren Sie auch nicht auf jede Spielaufforderung. So lernt der Hund, dass er auch mal Ruhe geben muss.
Wird der Hund gleich unruhig, kann man ihn während des Weggehens auch zB. mit einem Kong (mit Leckerli oder Paste gefüllt) beschäftigen. Außerdem sollten er seine Spielzeuge bei sich haben. Meist sind unsere Hunde eine enorme Geräuschkulisse gewohnt, so dass es hilfreich sein kann, am Anfang den Fernseher oder Radio anzulassen.
Wichtig ist, dass das Alleinbleiben wirklich im Minutentakt gesteigert wird, damit keine Panik auftritt, die die Gewöhnung erst recht erschwert.
Gemeinsam Einkaufen
Wenn die Tage im Herbst und Winter kürzer werden, ist immer häufiger nur ein Spaziergang in der Dunkelheit möglich. Es wird kalt und regnerisch. So kommt es vor, dass unser Vierbeiner nicht ausgelastet ist.
Ein guter Ort zum Üben ist der Tierfutterfachhandel wie z.B. Zoo und CO oder Fressnapf. Hier werden die vierbeinigen Kunden meist freudig begrüßt.
So kann man das Abrufen von verführerischen Knochen und Leckereien üben. Leinenführigkeit, wenn man durch die Regale bummelt und anderen Hundehaltern begegnet. Bei Fuss gehen, auch wenn man einen Einkaufswagen fährt . Hier im Zoo und Co darf man sogar das Abrufen von den Kaninchen üben- selbstverständlich in gemäßigter Distanz, um die Tiere nicht unter Stress zu setzen.
Und trifft man Bekannte, dann kann der ungeduldige Vierbeiner seine Frustrationstoleranz verbessern, indem er nämlich warten muss! Das Erstaunliche ist, dass bei entsprechender Konsequenz der Ort des Übens ausgesprochen positiv verknüpft wird. Die Gerüche müssen sensationell sein und ein Leckerchen gibt es ja auf jeden Fall. Meine Hunde gehen richtig gerne einkaufen!
Der Allesfresser auf dem Spaziergang
Kirsten Bergers Empfehlung:
Ich würde erst mal mit einem Schleppleinentraining anfangen, denn wenn sich der Hund nicht von Essbarem abrufen lässt, dann meist auch nicht von anderen Ablenkungen. Also Geschirr und Schleppleine packen und eine Leckerei zB eine kleine Dose Katzenfutter aufstellen. Mit dem Hund an der lockeren Leine an der Dose vorbei laufen. Stürzt sich Dein Hund gleich aufs Futter, dann ein Kommando "lass es" (lässt sich durch den Zischlaut gut verstärken) geben und den Hund mit sanftem Leinenruck (wie bei einem Pferdezügel. also nicht reissen und rucken) die Aufmerksamkeit erreichen und zu sich holen. Das wird ganz toll gelobt und Dein Hund erhält ein Leckerchen. Das so lange üben bis Du selbst mit Deinen Leckerchen viel interessanter bist. Wenn das klappt, lässt Du ihn mal etwas fressen und rufst ihn dann ab. Das ist dann schon die größere Herausforderung. Dann mal im Garten oder auf einem Spazierweg Käsestückchen verstecken (das darf der Hund nicht sehen). Da Du aber weisst, wo sie sind, kannst Du schnell reagieren und rechtzeitig das Kommando "lass es" geben. Wichtig ist, dass Du Deinen Hund sofort lobst, wenn er sich für Dich entscheidet. Wenn das klappt, lässt Du deinen Hund Sitz oder Platz machen (was er zunächst besser kann) legst ein Käsestück in kurzer Entfernung auf den Boden. Dein Hund muss in der Position bleiben und dann schickst Du ihn los und er darf auf Dein Kommando das Leckerchen holen. Man kann das bei schlechtem Wetter ja auch gut im Haus oder in der Wohnung üben. Das kannst Du ausdehnen, indem Du Deinen Hund z.B. beim Mäusebuddeln abrufst, beim Spiel mit anderen Hunden. Du bist immer wichtiger! Um die Bindung zu Deinem Hund zu intensivieren, macht es auch Sinn, eine gewisse Zeit nur aus der Hand oder aus dem Futterbeutel zu füttern. Der Futterbeutel ist auch eine gute Möglichkeit den Spaziergang interessant zu gestalten und Deinen Hund auch im Kopf auszulasten.
Am Ende steht der Erfolg: der Hund nimmt das Leckerchen erst, wenn der Halter es erlaubt.
Hundesprache - Beschwichtigungssignale
Die Galga beschwichtigt gerade.... Ohren nach hinten, Schwanz eingekniffen. Man sollte davon ausgehen, dass es der Huskie Caline ist, den sie beschwichtigt, aber der Huskie fixiert sie nicht. Außerdem ist der Schwanz nur halbhoch getragen, die Ohren sind bei Caline nach vorne und aufmerksam, aber es sieht nicht nach viel Körperspannung von Caline aus. Somit könnte auch ein anderer Hund im Spiel sein, den sie beschwichtigen will. Oder das "Thema" ist für den Huskie schon erledigt u. nicht mehr wichtig. Außerdem ist es möglich, dass die Galga gar nicht beschwichtigt, sondern "schauspielert". Einige Hunde haben dies im Repertoire. Sie beschwichtigen "theatralisch", der andere Hund gibt nach und akzeptiert die Beschwichtigung. Den Unterschied erkennt man daran, wie der "Schauspieler" sich direkt nach dem abgeschlossenden Vorgang benimmt: schüttelt er sich kurz und macht dann einfach mit dem Tun weiter, das eigentlich zur Beschwichtigung geführt hat, dann kann man davon ausgehen, dass es ein erlerntes Verhalten ist. Für die Hundehalter ist es wichtig, ein gemeinsames Spiel zu beobachten, denn schnell kann ein Spiel z.B. auch in ein Mobbing-Verhalten übergehen und dann das Eingreifen der Hundebesitzer erforderlich machen.
Folgendes muss gegeben sein, damit es Spiel ist:
- entspanntes Feld
- verschiedene Funktionskreise werden kombiniert (z.b.Jagdverhalten)
- die typsichen Endhandlungen fehlen im Spiel (z.b. totschütteln)
- gewisser Ausdruck im Gesicht des Hundes (Spielgesicht)
- die Bewegungen sind übertrieben
- häufiger Rollenwechsel
© Christel Löffler für A.S.P.A. e.V.
Dialog zwischen Mensch und Tier
Tierverhaltenstherapeutin
Impulskontrolle (1) - Wie bekomme ich meinen Hund in den Freilauf
Wenn ich mit Hundebesitzern spreche, so scheint es immer das Wichtigste zu sein, dass der Hund genügend Bewegung hat. Hunde, die nicht freilaufen können, gehen also mit Joggen oder laufen mit am Rad. Oder es wird 1000 x ein Bällchen geworfen, in der Hoffnung der Vierbeiner wird müde. Allerdings trainiert man damit nur die Kondition und das Hetzverhalten. Für einen Hund ist das allerdings höchst langweilig und entspricht nicht seinen natürlichen Bewegungsablauf. Auch Galgos sind Spitzensportler, die mal ordentlich flitzen wollen, aber sie sind von ihrer ganzen Physiologie überhaupt keine Ausdauersportler. Hunde wollen schnüffeln, riechen, wer von ihren Artgenossen unterwegs war, buddeln, Mäuse suchen und gerne mit Artgenossen toben – also am liebsten frei laufen. Wenn da nicht die Jogger, Radfahrer, Pferde, Autos und die Wildtiere wären, die man jagen kann! Viele Hundebesitzer lassen ihren Vierbeiner dann auch viel zu früh von der Leine und dieser ist dann eben mal weg. Wusstet ihr, dass Hütehunde (wie Border Collies, Australian Cattle Dogs u.a.) im ersten Jahr ihrer Ausbildung nur da sitzen und zuschauen müssen wie ihre Artgenossen arbeiten, d.h. Ruhe und Impulskontrolle üben als absolute Grundvoraussetzung für ihre spätere Aufgabe beim Schäfer. Um den Freilauf für unsere Hunde zu erreichen, ist die Impulskontrolle das A und O. In jeden Spaziergang sollten diese Übungen eingebaut sein, auch wenn es dann an reiner Bewegungszeit fehlt. Denn unsere Vierbeiner möchten auch intellektuell beschäftigt werden. Normale Situationen des Alltages fordern diese Impulskontrolle. Sei es, dass man an einem pöbelnden Hund vorbei muss, dass Reiter, Jogger, Spaziergänger oder Autos, Trecker usw. kommen. Da ich meine 6 Hunde nicht immer an die Leine nehmen möchte, wenn jemand kommt, haben sie gelernt, dass wir immer auf die Seite gehen und die Hunde ruhig stehen bleiben, sich setzen oder ablegen müssen. Das gibt den Kommenden gleich das Gefühl von Sicherheit und Respekt. Meine Hunde werden dabei schon in eine Art ruhende (impulskontrollierende) Situation gebracht. Funktioniert das mal nicht für alle sofort, wird das so lange durchgesetzt, bis alle in der erwünschten Position sind und erst dann gibt es das Signal "weiter", auch wenn z.B. der Jogger schon vorbei ist. Das wird mit aller Seelenruhe durchgesetzt. Und auch das Frauchen bekommt die Belohnung: ein souveränes Rudel, das oft gelobt wird. Wenn man dann hört, "das ist die Frau mit den gehorsamen Hunden, da kann man immer vorbei" oder der Jäger lacht und meint, "meine Hunde gehorchen aber nicht so gut" – dann freut man sich wie ein Honigkuchenpferd.
Impulskontrolle (2) - Auf dem Weg bleiben
Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, kann man bei einem Rudel schnell den Überblick verlieren. Außerdem ist es in der Brut-und Setzzeit ja nicht erlaubt, dass die Hunde durch die Wiesen und Felder toben (und auch in den Kornfeldern nicht unbedingt günstig wegen der gespritzten Insektizide und Herbizide). Außerdem gehe ich im Sommer gerne durch den schattigen Wald. Deshalb habe ich für meine Hunde das Signalwort "auf den Weg" eingeführt. Einüben kann man es so:
Man nimmt den Hund an die Schleppleine, packt ein paar Leckerli ein und geht los. Man lässt die Leine schleifen und in dem Moment, wenn der Hund den Weg verlässt, tritt man auf die Leine, gibt das Kommando "auf den Weg" und verstärkt die Worte durch die Körpersprache. Das heisst, man zeigt auf den Weg wie eine Art einladende Geste (Schulter und Hand in Laufrichtung vorgestreckt) und wirft ein Leckerli auf den Weg. Kommt der Hund, wird er gleich brav gelobt. Kommt er nicht, wird er an der Schleppleine auf den Weg gezogen mit erneutem Kommando und dann wird noch mal auf dem Weg kräftig gelobt. Schon nach wenigen Wiederholungen, hat der Hund das Kommando begriffen. Wenn der Hund frei laufen kann, gibt man in gleicher Weise das Kommando. Reagiert er nicht und schnüffelt er einfach weiter, geht man ruhig hin, toucht den Hund leicht an, wiederholt das Kommando. Klappt das wiederholt nicht, dann übt man noch mal an der Schleppleine. So hat man alle Hunde im Überblick. Die Hunde sollen sich auf den Weg konzentrieren, auf dem es natürlich viel zu schnüffeln gibt. Wenn die Hunde so sicher laufen, kann man ohne Probleme an Pferden, Schafen und den meist dazugehörenden Elektrozäunen vorbei. Es ist sinnvoll, am Anfang sehr konsequent zu sein, auch wenn man viele Korrekturen braucht, das strikte Laufen auf dem Weg einzuhalten. Schauen, was da so raschelt, ist erlaubt, aber nicht den Weg zu verlassen. So lernt euer Hund auch, seine Impulse zu kontrollieren und nicht bei jedem Raschler gleich in den Wald zu wetzen und dann das Wild aufzuscheuchen. Klappt dies an einem Tag mal gar nicht, so macht es meist keinen Sinn, ewig zu üben und sich selbst zu stressen. Dann bleibt der Hund eben mal einen Tag an der Leine und gut. Am nächsten Tag klappt es dann um so besser.
Impulskontrolle (3) - Signal "warten"
Da unsere Hunde ja meist etwas schneller sind und man recht häufig an unübersichtliche Kreuzungen kommt, habe ich das Signalwort "warten" eingeführt. So sorge ich dafür, dass meine Hunde, den von mir an diesem bestimmten Weg gewünschten Abstand einhalten. Das übt man ähnlich, indem man entweder den Hund an die Schleppleine oder an eine verlängerte normale Leine nimmt, die auf dem Boden schleift. Dann gebe ich das Signal Warten und trete sofort sanft auf die Leine. Wenn mich der Hund dann anschaut, wird sofort gelobt. Hat sich die Distanz verringert, heißt es weiter.Diese Kommandos baut man einfach täglich in den Spaziergang ein, dann werden sie zu einer selbstverständlichen Routine. Das ordentliche Laufen auf dem Weg hat natürlich auch den großen Vorteil, dass man wenig Wildkontakt hat und die Hunde somit viel frei laufen können. Toben auf einer freien Wiese ist kein Thema, aber nur auf Signal. Und danach müssen alle wieder auf den Weg und es geht nach Hause. Um die Kommandos auch bei größerer Ablenkung zu üben, kann man sich auch mit Hundefreunden verabreden. Man macht zu einer bestimmten Uhrzeit einen Treffpunkt im Wald aus an einer besonders unübersichtlichen Stelle. Dann kann man gleich prüfen, ob der eigene Hund auch brav bleibt, wenn ein Hundefreund entgegen kommt. Oder man bittet jemanden, mal im Wald ein bisschen rumzurascheln...
Impulskontrolle (4) - Das Abrufen innerhalb eines Rudels
Das zuverlässige Kommen auf Rückruf ist die Grundvoraussetzung für den regelmäßigen Freilauf. In einem Rudel entsteht natürlich recht schnell eine Gruppendynamik, denn Jagen macht gemeinsam doppelt so viel Spaß. Aus diesem Grund ist das Abrufen innerhalb der Gruppe und aus Situationen, in denen der Hund stark abgelenkt ist, besonders wichtig. Kann man die Hunde voneinander nicht abrufen, so wird das bei einem Reh erst recht nicht klappen. Solche Übungen sollten daher in den täglichen Spaziergang eingebaut sein.
Ein Hund bleibt beim Frauchen und der Rest darf toben. Dann ruft man einen zweiten Hund dazu und die anderen dürfen weiter toben. Kommen Spaziergänger, Radfahrer, Pferde usw. wird das Spiel sofort abgebrochen. Meine Hunde müssen sich dann sofort entweder sich am Wegrand absetzen oder dort bleiben, wo sie gerade sind, wenn sie zu weit weg sind und der Spaziergänger zu schnell da ist. Das Kommando heisst " Bleib".
Wichtig ist es, dabei die Körpersprache nicht zu vergessen. Wenn der Hund kommen soll, dann neigt man sich in die Richtung in die der Hund kommen soll und winkt den Hund heran. Dabei geht man 2-3 Schritte rückwärts. Soll der Hund bleiben, steht man aufrecht und zeigt die aufgestellte Handfläche. Bewegt sich ein Hund nach vorne, macht man es ebenfalls und geht sofort zurück, wenn der Hund wieder stehen bleibt.
Wenn das im dynamischen Spiel noch nicht gut klappt, dann sollte man die Hunde aus ruhigen Situationen abrufen. Die Hunde sitzen oder liegen und Malena wird aus der Gruppe gerufen. Alle anderen müssen bleiben. Eine gute Gelegenheit bietet sich auch, wenn der Hund ins Buddeln vertieft ist. Dann sollte man ihn einfach abrufen, loben und gleich wieder zurück schicken. Wenn nötig, sollte man sich die Schleppleine zu Hilfe nehmen.
Tipps zur Leinenführigkeit
1. Die längenverstellbare Leine
Glücklicherweise gehöre ich zu den Hundebesitzern, die zwar nah an Feld, Wald und Flur wohnen aber selbst auf dem kurzen Weg dorthin ist es mir immer sehr wichtig, dass die Hunde dann zügig an der Leine laufen und nicht an jeder Ecke rumschnüffeln oder gar markieren. Eine gute Unterstützung ist dabei die längenverstellbare Leine. Kurze Leine bedeutet dann für den Hund, laufen und nicht schnüffeln. Lange Leine mit der Aufforderung "Lauf" (und am besten einem Handzeichen) bedeutet, dass der Hund schnüffeln und seine Umwelt explorieren darf. Und auf dem Rückweg nimmt man den Hund wieder an die kurze Leine. Dabei zeigt man auch durch die Körpersprache (aufrechter und zügiger Gang) dass man nun einfach nach Hause geht.
2. Wenn der Hund immer vor einem her läuft
Ein guter Trick ist, sich eine lange Mauer oder einen langen geraden Zaun zu suchen. Der Hund läuft dann zwischen Mauer oder Zaun und zwar recht eng. Wir selbst neigen die Schulter leicht nach vorne, um den Hund auch körpersprachlich zu begrenzen. Der Hund muss sich nun konzentrieren, damit er nicht gegen die Mauer oder den Zaun läuft. Wenn der Hund euch dabei immer wieder anschaut, dann tüchtig loben. Wenn euer Hund sich weiter vordrängen will, dann stellt ihr euch mit aufrechtem Körper (und das Bein nach vorne gestellt) davor. Euer Hund wird also körpersprachlich ausgebremst. Das macht ihr so oft, bis er gut neben euch läuft. Dann sollte die Übung auch erst mal beendet werden. Wichtig ist dabei, dass die Übungen in aller Ruhe und nicht mit ruppigen oder groben Bewegungen durchgeführt werden! Euer Hund ist euer Partner, den ihr geschmeidig, ähnlich einem Tanzpartner führt.
3. Das Rudel an der Leine
Kann man 6 Hunde ohne Gezerre und Ausbildung eines Tennisellenbogens an der Leine führen? Man kann. Voraussetzung ist natürlich, dass es der einzelne Hund gelernt hat, bzw, dass es mindestens 5 Hunde gelernt haben, vernünftig und ruhig an der Leine zu gehen. Ich finde es für die Hunde leichter, wenn man gleich eine feste Anordnung einführt. Die Leinen sollen leicht durchhängen und die Hunde ohne jeden Zug laufen. Sie laufen parallel oder leicht nach hinten versetzt. Rasche Richtungswechsel müssen ohne Probleme wie beim Einzelhund möglich sein. Wenn wie auf Bild 3 Feliz sich als Newcomer noch manchmal etwas vordrängt, nimmt man die Leinen in eine Hand und korrigiert sie mit einem leichten Leinenruck, der aber so sanft sein soll, wie man die Zügel bei einem Pferd bewegt. Reagiert der Hund, wird er sofort gelobt. In aller Regel passt sich ein Neuling einem gut ausgebildeten und souveränen Rudel rasch an, denn Hunde lernen vor allem durch Beobachten. Meine Hund müssen an unübersichtlichen Kreuzungen immer erst mal anhalten. Das ist eine sehr praktische Regelung, die sich auch im Freilauf auf Feldwegen bewährt hat, da man doch nie weiss, ob irgendwoher ein Mountainbiker angerast kommt, der schon da ist, bevor man ihn überhaupt hört.
Einen Vorteil hat ein großes Rudel auf jeden Fall: es ist viel einfacher konsequent zu sein, weil es anders einfach nicht geht.
© Dr. K. Berger für A.S.P.A. e.V.
Schleppleinentraining
Obwohl die Schleppleine eines der unbeliebtesten Hilfsmittel in der Hundeerziehung ist, sind die Vorteile nicht wegzudiskutieren. Einer der Vorteile ist, dass unser Hund lernt darauf zu achten, wohin wir gehen.Der andere Vorteil, dass man als Besitzer den Befehl auch durchsetzen kann. Das Ignorieren des Befehls "hier" ist einer der Hauptgründe, dass Hundebesitzer in unsere Hundeschule kommen. Der Hund macht "sein Ding" und unter Ablenkung nicht zu seinem Besitzer. Die Ablenkung kann bei einem Labrador ein frisch weggeworfener Döner sein und bei einem Galgo ein kleines Häschen. Das Ergebnis ist das Gleiche. Der Hund entscheidet sich dafür, zuerst das für ihn Wichtigere zu tun und kommt nach einer gewissen Zeit zu seinem Besitzer zurück. Diesen Zustand gilt es abzubauen und ein neues Verhältnis Hund/Mensch aufzubauen, nämlich die Bindung und Beziehung zwischen Hund und Mensch. Wir nehmen die Schleppleine am Ende in die Hand. Je nach Hundegewicht starten wir mit der 5 Meter-Leine.nur bei sehr kleinen Hunden, kann man an der 10 m Schleppi beginnen. Immer, wenn wir sehen, dass der Hund im nächsten Augenblick in die Leine rennt, drehen wir uns wortlos vorher um und gehen in die entgegengesetzte Richtung. Das wird so einige Male wiederholt, ist der Hund auf gleicher Höhe wie wir oder dreht er sich nach uns um, wird sofort gelobt. Nach kurzer Zeit wird man feststellen, dass der Hund besser darauf achtet, ob wir Richtungswechsel einschlagen. Er lernt, sich an uns zu orientieren. Danach können wir eine längere Schleppleine wählen. Während der Übungen wird der Hund nicht gerufen oder gelockt, er muss von alleine merken, dass er einen Vorteil davon hat auf uns zu achten. Zwischendurch lockern wir die Übungen etwas auf, in dem wir Leckerchen werfen. Hierdurch lernt der Hund, dass es interessant und lohnenswert ist, auf seinen Menschen am anderen Ende zu achten. Dadurch erreicht man eine hohe Eigenmotivation des Hundes. In dieser Zeit sind richtige Spaziergänge kaum möglich, da man ja permanent die Richtung wechseln muss. Kommt der Hund zwischendurch zu uns, guckt er sich um oder sucht er auf andere Art Kontakt zu uns, wird er immer gelobt, denn das ist es, was wir erreichen wollen. Nun kann man mit Hilfe der Schleppleine die gegebenen Kommandos durchsetzen. D.h. ich kann meinen Hund bei nicht beachten des Befehls "hier" einfach an der Schleppleine zu mir holen und den Befehl somit auch wirklich durchsetzen. Bei anhaltendem Ignorieren der Kommandos sollte man dazu übergehen, den Hund an der Schleppleine auf Distanz zu verunsichern (Handtuchbomper/ Wurfkette je nach Hundetyp) und/oder dies durch unangekündigtes, überraschendes, mehrmaliges Anrempeln des Hundes im Schulterbereich zu ahnden. (Achtung: Bei sensiblen oder ängstlichen Hunden sollte man vorsichtig diese Maßnahmen einsetzen!). Außerdem kann man an der Schleppleine Frusttoleranz einüben indem man z.b. mit dem Hund an der Schleppleine auf Hasen, Tauben oder Katzen zugeht. Ein Ziehen an der Leine wird dabei nicht toleriert. Man kann einem Hund an der Schleppleine auch das Vorstehen trainieren, was gerade bei Jagdhunderassen ein ideales Mittel zur Kontrolle des Jagdverhaltens ist. Wenn man einen wirklich aufmerksamen Hund an der 10 Meter-Leine hat (und der Hund dieses Verhalten zuverlässig über einen längeren Zeitraum zeigt!), kann man anfangen, die Leine fallen und hinter dem Hund herschleifen zu lassen. Hierbei wird immer wieder ein kommentarloser Richtungswechsel gemacht, um zu testen, ob der Hund wirklich auf seinen Besitzer achtet.
© Christel Löffler für A.S.P.A. e.V.
Dialog zwischen Mensch und Tier
Tierverhaltenstherapeutin
75210 Keltern
0179/1225817
www.dialog-mensch-tier.de
Leinenagression
Es gibt viele Gründe, warum ein Hund an der Leine zum Reißwolf mutiert, sich fast selbst an der Leine erdrosselt oder sich wie ein Mustang gebärdet. Und auch die Reaktionen von Frauchen oder Herrchen sind höchst unterschiedlich: während sich der Eine nur noch in menschen-hunde- leere Gegenden traut, so streichelt der andere liebevoll den Kopf seines Reißwolfes und flüstert sanft "ganz brav Bello, ganz ruhig Bello, es passiert schon nix"??? Aber was hier passiert, ist sozusagen sehr komplex. Reagiert der Hund auf den anderen Hund, der Hund auf den anderen Menschen oder auf seinen Menschen? Und wer agiert und wer reagiert? Liegt es daran, dass Herrchen immer unsicher ist, wenn ein anderer Hund kommt, dabei die Leine anspannt und selbst höchst angespannt ist? Oder rastet Bello aus, weil er sein Frauchen verteidigen will (und er zufällig Herdenschutzgene besitzt) und Frauchen ihren mutigen Bello toll findet (aber völlig entsetzt ist, wenn Bello auch Zuhause das Regiment übernimmt und Frauchen nicht mehr auf ihr Sofa lassen will). Oder ist Bello frustriert, da er nur 2× 10 Minuten um den Block kommt und somit völlig unausgelastet ist. Oder flippt die zarte Galga bei kleinen Hunden aus, da sie in Spanien von Rataneros schikaniert wurde. Oder hat der kleine Wuschel Panik vor schwarzen Hunden, da er mal heftig gebissen wurde? Oder macht es Bello einfach Spaß rumzupöbeln, da er ja sowieso von Frauchen immer gelobt wird, indem sie in streichelt, knuddelt, sanftmütig "nun lass das doch, Bellochen" meint und ihrem Gegenüber mit freundlichem Lächeln zu erklären versucht, dass Bello eigentlich ein ganz Netter ist. Ganz besonders brisant, wird dann die Situation, wenn es sich um ein Hunderudel handelt und das Gemeinschaftsgefühl des Rudels die Situation zum Eskalieren bringt. Leider ist es meistens so, dass man sich erst dann fachmännischen Rat holt, wenn die Situation schon ziemlich verfahren ist. Leinenaggression ist jedoch gut in Griff zu bekommen. Mein DVD-Tipp soll Betroffenen als Anregung dienen, sich eben jenen fachmännischen bzw. den der Fachfrau zu holen. Denn was gibt es schöneres als vollkommen entspannt mit seinem Hund an einem Pöbler vorbei zu gehen mit einem Lächeln im Gesicht (ohne mitleidsvollen Ausdruck)
Angst vor Unbekanntem
Wenn unsere spanischen Hunde nach Deutschland kommen, dann kommen sie in ein völlig neues, ihnen absolut ungekanntes Umfeld. Sie müssen sich völlig neu orientieren. Zurückhaltendes, scheues oder gar ängstliches Verhalten wird von den Besitzern meist als Folge eines Traumas interpretiert. Und so werden die Hunde oft verwöhnt und verhätschelt. Man will ihnen ja endlich was Gutes tun. Aber so sorgen wir dafür, dass die Angst bleibt. Wir würden einem Kind, das Angst vor dem dunklen Wald hat, ja auch erklären, dass diese unbegründet ist und es an der Hand nehmen und ihm zeigen, wie schön es im Wald ist und was es dort zu entdecken gibt. So sollten wir es auch mit unserem Hund machen. Wir müssen ihn mit der angstauslösenden Situation konfrontieren und ihm zeigen, dass eine raschelnde Tüte auf dem Feld (die gestern noch nicht da war) kein Problem ist. Bei mir im Rudel sind es Mimi (die Kleinste) und Feliz ehemals Tatjana, die vor Unbekanntem und bestimmten anderen Dingen noch Angst haben. So kam mir diese furchterregende Vogelscheuche, die da so einfach mitten im Feld stand ganz recht. Feliz macht gleich einen Bogen und versucht zu beschwichtigen. Mimi ist erst mal in Deckung gegangen. Dass ich Feliz mit der kurzen Schleppleine ranholen möchte, findet sie nicht gut. Aber ich bleibe hartnäckig, lasse ihr aber so einen guten Meter Leine. Darauf beschließt sie dann doch, sich hinzulegen. Ich untersuche dann mal die Dosen, die so schön scheppern. Der Rest schaut einfach zu.
Dann kommt plötzlich Mimi ran, denn neugierig ist sie ja schon und sie möchte ja doch irgendwie dabei sein. Feliz möchte die Distanz gerne wieder vergrößern. Das lasse ich auch ein bisschen zu, aber wir beschäftigen uns weiter in aller Seelenruhe mit dem unbekannten Objekt. Mimi will es nun genauer wissen. Feliz legt sich wieder, denn man kann ja nicht weg. Dann wagt es Mimi doch Leckerchen direkt am Bein abzuholen, wobei ich die Leckerchen auch noch auf die wackeligen Dosen gelegt habe. Die anderen beobachten mit Interesse (und hätten natürlich auch gerne ein Leckerchen, aber nun sind die anderen dran), wobei man Feliz schon noch den Stress ansieht (im Vergleich zu den anderen hechelt sie)
Da Mimi sich so mutig zeigt, wird sie noch mehr ermutigt, noch um die Vogelscheuche rum zugehen. Feliz schaut nun entspannter und kommt näher ran. Das ist nun genug für diesen Tag. Ich bin sicher, dass Feliz beim nächsten Mal viel entspannter und neugieriger schauen wird. Mimi wird sicher von selbst zur Vogelscheue rennen, denn bei diesem Ding gibt es ja nur Gutes - gute Stimmung und Leckerchen. Alle werden noch mal gelobt, denn die anderen 4 haben sich brav an die Anweisungen gehalten, dazubleiben. Die ganze Übung hat 15 Minuten gedauert und war spontan in den Spaziergang integriert worden (zum Glück habe ich wegen des Newsletters immer einen Foto dabei). Dann sind wir zufrieden weiter marschiert. Ihr könnt solche Übungen auch Zuhause machen, indem ihr im Garten plötzlich irgendwelche Objekte aufstellt, die eurem Hund nicht geheuer sind. Dann liegt es an euch, ihm die Angst davor zu nehmen.
So ging es weiter:
Mimi ist wie vermutet gleich zur Vogelscheuche gerannt und war nicht mehr auszubremsen- die Hauptsache Leckerchen bekommen. Und Feliz (ehemals Tatjana) hat sich das Ganze noch mal kritisch angeschaut, sich dann aber doch getraut, direkt an die Vogelscheuche ranzukommen und das Leckerchen zu nehmen.
© Dr. K. Berger für A.S.P.A. friends e.V.
Mehrhundhaltung - sinnvolle Regeln
Häufige Gründe für den zweiten...dritten Hund sind:
- dann ist mein Hund nicht so alleine
- dann können die so schön miteinander spielen
Zweifellos, das stimmt, wenn die beiden Vierbeiner wirklich miteinander harmonieren... Aber zu Zweit macht auch Unsinn um so mehr Spaß wie Jogger, Radfahrer oder Hasen jagen, Leute anbellen, Nachbars Katze zu verschrecken
Mehrhundehaltung erfordert:
- mehr Erziehung
- mehr Konsequenz
- mehr Erfahrung
- mehr Kosten( Futter, Tierarzt, Haftpflicht, Hundesteuer, Equipement, Hundetrainer, Wohnsituation, Urlaubsbetreuung...)
Wer sein Rudel jedoch mit Bedacht und Kenntnis zusammenstellt, wird sehr viel Freude haben.
Wichtige TIPPS:
- Reihenfolge beim Füttern einhalten
- Geordnete Reihenfolge beim Ein-bzw. Aussteigen ins Auto
- Jeder hat seinen Platz beim Laufen an der Leine, insbesondere bei mehr als 2 Hunden und man sollte schauen, wer am liebsten mit wem läuft. Sobald einer den Platz wechseln will, wird er wieder an seinen Platz verwiesen. Ein ständiges Hin- und Her geht bei mehreren Hunden gar nicht.
- Immer wieder mit einem Hund alleine unterwegs sein, wenn das Rudel nur untereinander spielt, ist der Mensch schnell außen vor. Das Spiel der Hunde untereinander ersetzt nicht die Beschäftigung mit dem Menschen bzw. Rudelführer
- Unterwegs mit den Hunden, mal einen Hund anbinden oder ablegen und nur mit einem Hund spielen und umgekehrt
- Immer wieder im noch so schönen gemeinsamen Spiel das Abrufen üben und einzelne Hunde aus dem Spiel abrufen
- Als Mehrhundehalter sollten sie sich noch besser mit der Körpersprache der Hunde auskennen, um so auch die Gruppendynamik besser zu beurteilen
- Auch in einem intakten Rudel kann es im Rahmen eines wilden Spiels zu Mobbing-Attacken kommen, dann müssen sie sofort eingreifen
- Mehrhundehalter müssen noch mehr Rücksicht auf Nicht-Hundehalter nehmen. Wenn Bello abhaut und einen Jogger jagt (obwohl er es eigentlich wissen müsste), dann ist das peinlich genug, aber eine Meute , die einen Jogger jagt, ist eine Katastrophe.
- Wer noch Probleme mit seinem Ersthund hat, sollte sich erst seiner Erziehung widmen und dann einen Zweithund dazu nehmen
- Ein Rudel braucht einen akzeptierten Rudelführer. Ihre Hunde müssen wissen, der Rudelchef verteilt alle Ressourcen (Fressen, Streicheleinheiten,Spielzeug, Sozialkontakte usw.) und er trifft alle wichtigen Entscheidungen!
Und ehrlich gesagt, wem würden wir mehr zutrauen: einem Chef, der klare Regeln vorgibt, für Ruhe und Strukturen sorgt, den wir einschätzen können und Vertrauen entgegen bringen oder einen Chef, der keinen Plan hat, Kommandos ständig ändert, nicht einzuschätzen ist und am Ende häufig genervt? Aber sicher, ein Rudel zu führen erfordert Arbeit, Disziplin, Konsequenz und eine hohe Frustrationstoleranz. Aber wenn es funktioniert genießen alle Beteiligten ein großes Maß an Freiheit und unendlich viel Freude. Und wir sind täglich Beobachter der Hund-Hund- Beziehung, die uns regelmäßig in Verzückung versetzt.
© Dr. K. Berger für A.S.P.A. friends e.V.
SITZ - oder was???
Was versteht euer Hund eigentlich, wenn ihr das Kommando "SITZ" gebt?
Ist es das Wort SITZ, oder ist es das "SSSSIII" oder "ZZZZZ" oder ist es gar euer Tonfall, oder ist es eure Handbewegung sprich Gestik bzw. eure Körpersprache. Hunde verknüpfen ein Kommando schnell innerhalb von 1-2 Sekunden. So ist es gut möglich oder sogar wahrscheinlich, dass euer Hund schon beim S und z.B. dem Griff in die Leckerli-Tasche sofort das Kommando befolgt. Dazu könnt ihr mal folgenden Test machen: Ihr gebt das Kommando "SITZ" ohne besondere Betonung und ohne irgendeine Geste, also rein verbal. Das ist nämlich gar nicht so einfach, seine Körpersprache nicht einzusetzen. Umgekehrt könnt ihr das Kommando mal ohne ein Wort rüberbringen (auch das ist nicht einfach), dann werdet ihr erkennen, welche typische Gestik ihr verwendet. Nun werdet ihr vermutlich erkennen, dass euer Hund alleine mit dem Wort "SITZ" gar nichts anfangen kann, aber bei der Geste (Z.B. eine bestimmte Handhaltung) sich sofort setzt. Oder der Schlaumaier wartet ab, bis sich eure Hand zur Leckerli-Tasche bewegt. Oder es ist das SSSSSS, allerdings ganz besonders betont. So könnt ihr sehen, wie euer Hund am besten lernt. In aller Regel ist es für Hunde am einfachsten man unterstützt ein verbales Kommando mit einer Geste. Dabei ist immer auf das Timing für die Belohnung zu achten. So passiert oft folgendes bei der Belohnung mit Leckerli: Der Hund macht "SITZ" und ihr kruschtelt in der Tasche und gebt das Leckerli- aber- gerade in diesem Moment steht euer Hund schon auf, um geschickter an das Leckerli zu kommen. Dann habt ihr definitiv nicht das Kommando "SITZ" belohnt, sondern das Aufstehen. Außerdem sollte der Hund erst aufstehen, wenn ihr das Kommando wieder aufgehoben habt und z.B. "Weiter" gesagt habt. Also nicht "SITZ"- Leckerli geben und der Hund entscheidet selbst wie es gleich weiter geht. Viele Menschen machen auch folgendes: Sie rufen ihren Hund aus dem Freilauf ab, Bello kommt brav und weil das so lieb ist, sagt ihr und nun noch "SITZ" und dann wird der Hund belohnt. Leider wurde nun aber das "SITZ" belohnt und nicht das eigentlich so zuverlässige Zurückkommen.
© Dr. Kirsten Berger für A.S.P.A. friends e.V.
Klassische Konditionierung
Neulich beim Tierarzt...
...sitzt eine junge Frau mit ihrem 11 Wochen alten Zwergdackel und berichtet den anderen Wartenden voller Stolz, dass sie dem kleinen Welpen sogar schon "Sitz" beigebracht hat, er also ein ganz gelehriges Hündchen sei. Wer hat's ihm beigebracht?
Na, er sich selbst und das aus Erfahrung. Sitz ist für einen Welpen nach dem Liegen die bequemsten Stellungen um an den Zitzen der Hundemutter zu saugen. Die Wirbelsäule zeigt dabei eine durchgehend gerade Linie. Beim Saugen an der ruhig stehenden Mutterhündin setzen sich in der Regel alle Welpen hin. So verinnerlichen Welpen schon von klein auf, dass die Position "Sitz" neben dem Anspringen die bequemste Möglichkeit ist, ein Ojekt anzuschauen, dass über ihnen liegt und sich nicht bewegt. Was wir Hundehalter dem Welpen beibringen können ist, die natürliche Einnahme der Sitzposition mit einem Signalwort und einer Zeigegeste zu verknüpfen und damit kann man sicher schon in der 11. Lebenswoche beginnen. "Sitz" hat man seinem Welpen dann aber noch lange nicht beigebracht, sondern nur den ersten Schritt zur sogenannten "klassischen Konditionierung" getan. Konditionieren = das Erlernen, zwei Reize miteinander zu verknüpfen.
Körpersprache
Hunde können knurren, mitleidig oder auch ängstlich winseln, vor sich hin brummen und grummeln, wohlig vor sich hin stöhnen, schluchzen, kläffen, bellen...Während wir Menschen überwiegend mit Hilfe unserer Sprache kommunizieren, tun das Hunde überwiegend mit ihrem Körper. Die Gestik und Mimik zeigt dabei ein überaus großes Repertoire.
Um unsere Hunde einschätzen zu können, ist es daher wichtig, ihre Körpersprache zum einen zu verstehen, zum anderen sollten auch wir selbst unsere Körpersprache viel häufiger einsetzen. Umgekehrt sollten wir auch viel mehr beobachten, was unsere Körperhaltung beim Hund bewirkt.
Kommt der Hund z.B. auf Zuruf nicht gleich zurück, werden wir meist schon im Ton lauter oder beugen uns mit dem Oberkörper vor, um den Hund anzulocken. Der Hund wiederum ist von der Haltung eher erschreckt und es macht viel mehr Sinn, den Körper leicht abzuwenden und sich in die gewünschte Richtung zu bewegen. Das lädt den Hund ein, zu kommen.
In der Kommunikation mit Hunden ist eine Geste mehr wert als tausend Worte. So kommunizieren Hunde auch untereinander klar. Voraussetzung ist natürlich, dass Hunde häufig innerartlichen Kontakt haben, um ihre sozialen Kompetenzen nicht zu verlieren.
An diesem schönen Bilderbeispiel (danke an Britta) kann man die Körpersprache der beiden Protagonisten Dora und Lui gut erkennen.
Beziehungsarbeit - ein Fallbeispiel
"Sie müssen an der Beziehung arbeiten" Das habe ich mir von der allerersten Hundetrainerin angehört, die wir zu Rate gezogen hatten. Wir waren sehr verzweifelt, als Cloe tief depressiv und panisch bei uns vor fast 10 Jahren einzog, so gar nicht an der Interaktion mit uns interessiert war und nur im Wald beim Jagen manchmal glücklich wirkte (was wir aber definitiv nicht zulassen konnten).
Na toll, und wie macht man das? Beziehungsarbeit mit einem Hund?
Die Hundetrainerin empfahl mit Cloe Ball zu spielen.
Nur spielt Cloe leider nicht, damals nicht und auch heute nicht.
Dann sollten wir als Familie eben Ball spielen und uns interessant machen.
Wir haben viel Ball gespielt.
Cloe fand das super, da waren wir wenigstens beschäftigt und haben sie in Ruhe gelassen.
Näher gekommen sind wir ihr damit nicht.
Danach kam eine andere Trainerin, die dafür gesorgt hat, dass ich sachkundig wurde, sehr viel über Lerntheorien und das Erarbeiten von erwünschtem Verhalten gelernt habe. Damit war vieles besser, aber eine gute Beziehung hatten wir trotzdem nicht, Cloe und ich. Es war eher vergleichbar mit einer Arbeitsbeziehung als mit einem Sozialpartner, was uns verband.
Immerhin besser als nichts, aber so wie ich mir das Zusammenleben mit einem Hund vorgestellt hatte, war es noch immer nicht. Cloe war im Training meist gut dabei, im Alltag verweigerte sie sich weiterhin und manchmal lief sie tagelang angstgepeinigt vor uns davon, ohne dass wir es an irgendeiner Situation festmachen konnten. Sie litt, wir litten mit.
Wie kann ich dann eine Beziehung aufbauen zu einem Hund, der offensichtlich traumatisiert ist und nichts mit mir zu tun haben will?
Die Hundetrainerin, die uns letztendlich zusammengebracht hat, hat mir manch schlaflose Nacht beschert. (Danke, Christel :-)) Es ging plötzlich nicht mehr um den Hund, der ja bereits perfekt erzogen war und alles konnte, sondern um mich:
Warum will ich so unbedingt, dass Cloe eine gute Beziehung zu mir hat? Was passiert, wenn sie die niemals aufbaut? Was macht denn eine gute Beziehung aus? Was ist mir wichtig bei jemandem, auf den ich mich verlassen möchte? Wem vertraue ich und warum?
Ich habe lange gebraucht, um diese und viele weitere sehr persönliche Fragen für mich zu beantworten. Manchmal war das unangenehm, manchmal aber auch ganz einfach und klar.
Nach und nach habe ich begriffen, dass es viel weniger um den Hund geht als um mich. Cloes Stimmung durfte mir nicht zusetzen, wenn ich mit ihr weiterkommen wollte. Wenn ich stabil und zuverlässig war, wenn ich klar formulierte, was ich wollte und was nicht, dann war ich eine verlässliche Größe. Wenn ich nicht ständig nach Cloes Befindlichkeit guckte und meine Stimmung nicht vom Hund abhing, dann konnte sie viel besser neue Verhaltensmuster ausprobieren - vor allem, wenn ich sie mit den alten Mustern nicht weiterkommen ließ.
Das bedeutete aber auch, dass ich mich in bestimmten Situationen äußerst unbeliebt machen musste, egal was das bei Cloe auslöste. Das fiel mir damals unendlich schwer.
Was habe ich gelernt? Eine gute Beziehung kann ich nur anbieten, ich kann sie nicht erzwingen.
Meine Zutaten sind Verlässlichkeit, Empathie und ein fundiertes Fachwissen über Hunde, aber auch eine gewisse Stabilität gegenüber Stimmungsschwankungen des Anderen, egal ob Mensch oder Hund.
Meine Angebote sind gemeinsame Aktionen, von denen ich glaube, dass sie uns beiden gefallen. Aber ich bin weder sauer noch persönlich betroffen, wenn Cloe sich verweigert (was sie beim Spielen noch heute sehr häufig tut). Das hat erstmal alles nichts mit mir zu tun. Dann lassen wir es halt.
So wurde es mit Cloe immer besser und mir wurde immer klarer: Bleibt meine Stimmung stabil, bleiben meine Angebote freundlich, aber trotzdem auch meine Verbote zuverlässig, dann bekommt Cloe einen Rahmen, in dem sie sicher ist und explorieren kann, denn mit starker Rückendeckung versucht man angstfreier etwas Neues.
Letztendlich entspricht das der Bindungstheorie: Aus einer sicheren Bindung heraus kann Autonomie entstehen. Wer Lust hat, kann hier eine Menge dazu finden.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie
Dass Hunde im Sozialverhalten den Menschen sehr ähnlich sind, wird glücklicherweise nach und nach immer klarer und belegbarer:
Aber das war ja vor 10 Jahren noch nicht veröffentlicht und sowas wurde da eher milde belächelt.
Versucht habe ich es trotzdem: Als ich die Erwartungen an Cloe zurückgenommen habe und klar gemacht habe, dass sie sich auf mich verlassen kann im "Guten" wie im "Bösen", konnte sie ihre Verweigerung langsam zurückschrauben und sich auf das Leben mit uns einlassen. Panikattacken hat sie nicht mehr.
Hunde sind glücklicherweise unglaublich anpassungsfähig, selbst so deutlich traumatisierte Hunde wie Cloe. Sie ist in meiner Vierergruppe noch immer der komplizierteste Hund, aber sie ist auch die Verlässlichste und diejenige, die am überlegtesten handelt. Wir haben beide viel gelernt. Ich kann Cloe inzwischen sehr gut einschätzen und weiß, was sie will. Ihr geht es mit mir genau so. Wir können uns aufeinander verlassen - sowohl auf die Stärken wie auf die Schwächen des anderen - und das macht unsere Beziehung gut.
Mein Fazit: Sachkunde zur Hundeerziehung ist ein wichtiger Baustein zum freundlichen Miteinander, aber Beziehungsarbeit hat vor allem mit mir zu tun!
© Dr. Britta Schumann für A.S.P.A. friends e.V.